Selbständigkeit und die Zeiteinteilung - japanisches karoshi darf kein Vorbild sein

06.10.2017 23:04:16, Jürgen Auer, ein Kommentar

Selbständigkeit wird von manch einem mit "selbst und ständig" übersetzt. Aber: Stimmt das? Oder ist das ein Mythos, den man sehr bewußt nicht umsetzen sollte?

Natürlich bedeutet Selbständigkeit, daß man immer wieder neu Dinge zu tun hat: Die eigentlichen Aufträge, mit denen das Geld verdient wird. Die machen nur einen Teil, teils sogar nur einen sehr kleinen Teil der eigenen Arbeit aus.

Hinzu kommen technische Dinge wie die Buchführung, die Steuern. Jetzt, zum Monatsanfang, natürlich auch die Umsatzsteuervoranmeldung. Die Pflege der Website und eigener Social-Media-Aktivitäten, wobei solche Tätigkeiten durchaus einen positiven Gegensatz zur eigenen Arbeit darstellen können. So daß sie konträr zur eigenen Arbeit wirken, damit eine ausgleichende Wirkung haben. Diverse denkbare Weiterbildungen. Im IT-Bereich gibt es da eigentlich sehr häufig etwas zu tun. Akquisition und Kundengewinnung, Gespräche mit Interessenten, ohne daß daraus Aufträge resultieren.

Aber gerade deshalb: Deshalb darf ein "Dauerarbeiten" kein Thema sein.

Eine Meldung aus Japan, gestern bei CNN veröffentlicht, macht das deutlich.
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Japanese reporter died after clocking 159 hours of overtime

http://money.cnn.com/2017/10/05/news/japan-work-overwork-woman-dies-karoshi/index.html

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Eine 31-jährige politische Reporterin in Japan starb 2013 an Herzversagen. Sie hatte in dem Monat vor ihrem Tod 159 Überstunden in einem Monat angesammelt.

Geht man von einer 40-Stunden-Woche aus, dann hat ein Monat etwa 160 Arbeitsstunden. Wenn dieselbe Zahl an Stunden nochmals draufkommt, dann heißt das: Die Reporterin hat entweder an jedem Werktag 16 Stunden gearbeitet. Oder - die etwa 320 Stunden im Monat verteilt auf 30 Tage inklusive Wochenende - pro Tag etwa 10,6 Stunden. Wenn man die Zahl betrachtet, dann dürfte so manch ein Selbständiger, aber auch bsp. Politiker, die ständig unterwegs sind, auf so ein Volumen von 10 - 12 Stunden pro Tag kommen.

Sprich: 10,6 Stunden pro Tag bedeutet für Angestellte eigentlich das "doppelte Pensum" eines Normalarbeitsverhältnisses. Das war in Japan zumindest für diese Angestellte tödlich.

In Japan scheint es das häufiger zu geben. Deshalb gibt es dort das Wort "karoshi": Tod durch Überarbeitung. Eine staatliche Studie, die im letzten Jahr in Japan publiziert wurde, kam zu dem Ergebnis, daß etwa 20 % der Angestellten Gefahr laufen, sich zu Tode zu arbeiten.

Aber sowohl für Angestellte als auch für Selbständige gilt doch: Überarbeiten kann nicht das Ziel sein. Und wer selbständig ist, weil er aus den Zwängen einer Angestelltentätigkeit heraus wollte. Weil er sein eigenes bisheriges Leben entschleunigen möchte. Für den gilt doch erst recht, daß es nun nicht sein Ziel sein kann: Daß er sich nun selbst so sehr stresst, daß sich daraus gesundheitliche Probleme entwickeln.

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Insofern: Wenn Sie selbständig sind bzw. wenn Sie überlegen, sich selbständig zu machen. Wenn Sie dabei Wochenendarbeit mit einplanen, was durchaus Vorteile haben kann. Etwa, weil man sich dann die Arbeitszeit elastischer verteilen kann. Dann gehen Sie lieber von durchschnittlichen Arbeitszeiten von unter acht Stunden pro Tag aus.

So daß Sie - pro Tag - genügend Zeit haben, sich nicht mit der Arbeit zu beschäftigen. Ihre Arbeit - wird es ihnen danken. Und Sie bleiben langfristig fitt.

Selbständigkeit darf Spaß machen. Richtig viel Spaß. Womöglich durchaus mehr Spaß als ein Arbeiten als Angestellter. Aber den Spaß gibt es nur dann, wenn es kein Überarbeiten und daraus resultierende gesundheitliche Probleme gibt.

 

08.10.2017 11:31:48, Hertha-Margarethe Kerz
In Japan werden auch völlig andere Anforderungen an die Belegschaft gestellt, als bei uns. Was die dort in 10 Stunden machen, dafür hätten wir vermutlsich in Deutschland 2,5 bis 3 Tage Zeit.
Andererseits arbeite sich selbst beispielsweise ausch 10 - 12 Stunden sieben Tage die Woche. ABER: Obwohl ich jetzt seit 2004 dabei bin, habe ich immer noch nicht das Gefühl, zu "arbeiten". Arbeit assoziiere ich mit etwas, was ich schnell hinter mich bringen will: Haushalt, Aufräumen, mit unliebsamen Menschen telefonieren müssen. Freude und Spaß dagegen sind: Recherchieren, mit tollen Kunten / Redakteuren / Journalisten telefonieren, Artikel schreiben, auf Presseveranstaltungen jedweder Art gehen, Messen besuchen....... meine liebste Beschäftigung ist: Kontoauszüge lesen und die allerliebste Beschäftigung: Dankesmails von zufriedenen Kundenlesen ;-).
Was ich sagen will: Wenn zwischen Freude und Gelderwerb kein Unterschied besteht, gibt es keinen Grund es täglich nicht so lange zu machen, wie man Lust hat.

 

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