Großbritannien: Nutzer sollen schnelles Sonderkündigungsrecht bei zu geringem Datendurchsatz ihres Internetzugangs erhalten - Ankündigung der Regulierungsbehörde Ofcom
Wer in Deutschland einen Internetzugang von bsp. 16 MBit/s bucht: Der bekommt noch lange keine 16 MBit. Denn hier heißt das "bis zu 16 MBit/s". Hier in Berlin komme ich zwar bei meinem Anschluß meist auf diesen Durchsatz. Aber es gibt genügend Berichte, daß dies eher die Ausnahme ist.
Bandbreiten von unter 50 % dessen, was eigentlich gebucht wurde, sind durchaus denkbar. Ein erhebliches Ärgernis. Was nutzt die "Breitbandinitiative", wenn zwar theoretisch jeder Nutzer 50 MBit/s buchen kann? Die Leitungen praktisch aber maximal die Hälfte davon hergeben? Anstatt 50 MBit/s zu buchen und 25 - 20 MBit/s zu erhalten, kann ich dann auch bei den wenigstens stabilen 16 MBit/s bleiben.
In Großbritannien hat die Ofcom, das Office of Communications, nun eine sehr weitgehende Regelung angekündigt. Demnach müssen Anbieter genauere Informationen über den Datendurchsatz bereitstellen. Kunden erhalten ein schnelles Sonderkündigungsrecht, falls der Durchsatz zu häufig unter das Minimum fällt.
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Better information before you buy broadband
https://www.ofcom.org.uk/about-ofcom/latest/media/media-releases/2017/better-information-buy-broadband
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Drei Punkte sind genannt:
- Anbieter müssen einen minimalen Datendurchsatz nennen. Und eventuelle Einschränkungen in Spitzenzeiten / peak times.
- Wenn der Durchsatz wiederholt schwächelt, hat der Anbieter einen Monat Zeit, das zu beheben. Gelingt das nicht, muß er den Kunden kostenlos ziehen lassen.
- Das soll für alle Breitbandtechnologien gelten.
Gillian Guy, Chief Executive of Citizens Advice:
> "For most people, a reliable broadband connection is a necessity - so when they don't get what they’ve paid for they should always have a quick and easy way out of their contract. These changes are an important step in giving consumers more power to hold their broadband provider to account for poor service."
Eine leistungsfähige Breitbandverbindung sei für viele Leute eine Notwendigkeit. Wer nicht das bekommt, was er bezahlt, soll eine schnelle und einfache Möglichkeit haben, aus dem Vertrag herauszukommen.
Vor dem Vertragsschluß müssen die Provider den garantierten minimalen Durchsatz angeben. Da gibt es ein interessantes Bildschirmphoto in dem Beitrag.
Die Spitzenzeiten sind ebenfalls vorgegeben.
> Peak times are 8-10pm for residential customers, and 12-2pm for businesses.
Die Regelung soll aktuell diskutiert und ab Anfang 2018 verbindlich werden.
Golem
Ofcom: Nutzer können bei schwachem Datendurchsatz sofort kündigen
https://www.golem.de/news/ofcom-nutzer-koennen-bei-schwachem-datendurchsatz-sofort-kuendigen-1710-130528.html
berichtet, daß es ein Sonderkündigungsrecht dann gibt, wenn die Datenrate an drei aufeinanderfolgenden Tagen unter dem vertraglich vereinbarten Mindestdurchsatz liegt. Der Dienstleister hat 30 Tage Zeit, das zu beheben. Gelingt es ihm in dieser Zeit nicht, greift das Sonderkündigungsrecht.
Eine analoge Regelung wäre für Deutschland dringend notwendig. Die ganzen "Breitbandinitiativen" sind etwas heiße Luft, wenn zwar theoretisch 50 MBit/s zur Verfügung stehen. Das aber praktisch nicht bereitgestellt, aber bezahlt wird.