Startup-Gründer in Deutschland: Deutscher Startup Monitor 2017 (DSM) - Rückgang bei Kooperationen mit dem Mittelstand - Problem Wohnungsnot

16.10.2017 19:09:08, Jürgen Auer, keine Kommentare

Wer in Deutschland gründen will: Der steht vor diversen Herausforderungen. Aber wie sieht eigentlich die aktuelle Situation der Startup-Gründer in Deutschland aus?

Der Bundesverband Deutsche Startups e.V. hat zum inzwischen fünften Mal den "Deutschen Startup Monitor" veröffentlicht. Zusammen mit KPMG.
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Deutscher Startup Monitor 2017

http://deutscherstartupmonitor.de/

Der Direktlink auf das PDF (108 Seiten):

http://deutscherstartupmonitor.de/fileadmin/dsm/dsm-17/daten/dsm_2017.pdf

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Befragt wurden 1837 Startups, die 4245 Gründerinnen und Gründer mit insgesamt 19.913 Mitarbeitern repräsentieren.

Wobei als Merkmale eines Startups ein Alter von maximal 10 Jahren gilt, ein (hoch) innovatives Geschäftsmodell / Technologie existiert und ein signifikantes Mitarbeiter- und / oder Umsatzwachstum angestrebt wird (oder bereits existiert).

Stichworte:

- 82,7 % aller Startups wollen internationalisieren bzw. die Internationalisierung fortsetzen: Ziele sind Europa, Nordamerika und der asiatische Raum. Dabei werden aktuell noch fast 80 % der Umsätze in Deutschland gemacht.

Die größten Schwierigkeiten sehen die Startups nicht in der Sprache, sondern in Unterschieden der Gesetzgebung und Regulierung. Seite 3:

>  Alle Markteintrittsbarrieren zwischen den europäischen Mitgliedsstaaten müssen abgeschafft werden, bis Sprache und Kultur als letzte Herausforderung verbleiben

- Startups haben internationale Mitarbeiter. Fast ein Drittel der Mitarbeiter kommt aus dem EU-Ausland.

- Die Kooperation mit etablierten Unternehmen sank: 2016 hatten noch 70 % der Startups angegeben, daß sie mit etablierten Unternehmen kooperieren. Das sank auf etwa die Hälfte ab (Seite 3).

> Der Mittelstand läuft Gefahr, den Anschluss bei der Digitalisierung zu verlieren. Damit er aufholt, muss er mit denjenigen zusammenarbeiten, die aus der Digitalisierung heraus entstanden sind: Startups.

Merkmale von Startup-Gründungen:

- Innovativ: Der Anteil von Marktneuheiten liegt bei etwa 84 %. Über alle Gründer wird nur eine Quote von 14 % erzielt.
- Teamgründungen: 73 % aller Startups werden im Team gegründet. Über alle Gründer hinweg sind 80 % Sologründer.
- Frauen sind unterrepräsentiert: Nur knapp 15 % aller Gründer sind weiblich. Über alle Gründer hinweg sind 40 % weiblich.
- Arbeitsplätze: Allgemeine Gründungen schaffen 0,4 neue Arbeitsplätze. Startups dagegen im Schnitt 10 Mitarbeiter - und 2,3 Gründerarbeitsplätze.
- Finanzierung: Allgemeine Gründungen sind zu knapp einem Viertel extern finanziert (24 %). Startups kommen auf knapp 2/3 (64 %).

Der Akademikeranteil ist mit 81,1 % sehr hoch (Seite 28). 26 % der Gründer haben ein Diplom, 22,6 % den Master, 17,1 % einen Bachelor und 15,4 % einen Promotionsabschluß.

Bei der Teamgröße gibt es 23,1 % Sologründer, 34,6 % der Startups werden durch zwei Gründer gegründet. 27,5 % durch drei Gründer und 10,1 % durch vier Gründer. 5 oder mehr Gründer gibt es bei 4,6 % (Seite 32).

Interessant ist, daß 60 % aller Startups B2B-Startups sind: 43,0 % erzielen ausschließlich B2B-Umsätze, 17,8 % überwiegend B2B (Seite 38).

Die Strategie: Profitabilität ist wichtiger als Wachstum (Seite 41):

> Profitabilität (84,3 %) geht für die DSM-Startups noch vor schnellem Wachstum (73,3 %).

Das PDF-Dokument enthält noch diverse weitere Daten. U.a. zu den größten Herausforderungen für Startups, eine Einschätzung der Regierungen und eigene Wahlpräferenzen.

Allerdings: Manche Probleme wachsen auch. So ist es für Startups schwierig, Mitarbeiter zu gewinnen. Und diese scheitern an der Wohnungssuche.

Wohnungsnot bremst Berlins Wirtschaft: Kein Platz für indische Programmierer

http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/immobilien/wohnungsnot-bremst-berlins-wirtschaft-kein-platz-fuer-indische-programmierer/20450816-all.html

Früher gab es in Berlin viele günstige Wohnungen. Aber dieser Standortvorteil ist längst Geschichte. Die Wohnungspolitik ist seit Jahren nicht existent.

Paul Wolter, der Sprecher des „Bundesverbands Deutsche Startups“:

> „Bisher war es für Berlin ein Standortvorteil, dass es genügend Wohnraum und Gewerbeflächen auch in Innenstadtlagen gab“

Nun dagegen:

> „Es wird problematischer, internationale Fachkräfte wie Programmierer in die Stadt zu holen“

Unternehmen berichten, daß sie eigentlich ständig neue Mitarbeiter einstellen könnten. Nur finden diese keine Wohnung. Je ausländischer der Name, desto größer das Problem. Oder es werden Mietverträge mit einer Mindestlaufzeit von zwei Jahren abgeschlossen. Ein Mitarbeiter in Probezeit scheidet da aus.

Die Landesregierung spricht zwar von einer Stärkung der Startup-Metropole. Praktisch kümmert sich aber niemand um das Thema "Wohnraum für Fachkräfte".

Manche Startups haben inzwischen einen eigenen Pool von Wohnungen angemietet, um neuen Mitarbeitern zeitweilig eine Unterkunft bieten zu können. Eine wirkliche Lösung ist das natürlich nicht.

Da muß man sich über die schlechten Benotungen von Landesregierungen nicht wundern.

 

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