Sackgasse Minijob - Mehr als 3 Mio Erwerbstätige haben zum Hauptjob Nebenjob - meist ist Verdienst im Hauptjob nicht hoch - Studie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung - IAB
Das deutsche Konzept der Minijobs: Ist das gut oder sorgt das nicht für jene gravierenden Probleme, die sich nun mit der Zeit zeigen?
Meine persönliche Befürchtung war schon lange: Die Minijobs sind eine Sackgasse. Sie führen eher zu Problemen als daß sie wirklich nutzen.
Die aktuelle Studie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, bestätigt diese Vermutung.
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Hauptjob von Nebenjobbern: eher Teilzeit, eher weniger gut bezahlt
http://www.iab.de/de/informationsservice/presse/presseinformationen/kb2217.aspx
Der Kurzbericht als PDF (12 Seiten): Zweitbeschäftigungen in Deutschland - Immer mehr Menschen haben einen Nebenjob
http://doku.iab.de/kurzber/2017/kb2217.pdf
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Die wesentlichen Aussagen:
- 3,07 Millionen Erwerbstätige haben zusätzlich zum Hauptjob einen Nebenjob.
- Frauen, mittlere Altersgruppen und Personen nichtdeutscher Nationalität sind überdurchschnittlich vertreten
- Die Hauptberufe der Nebenjobber sind Verwaltung, Büro, Allgemeine Dienstleistungen, Verkehr, Gesundheitswesen sowie Sozial- und Erziehungsberufe
- Die Entgeltverteilung: Personen mit den niedrigsten Einkommen im Hauptjob haben die größte Wahrscheinlichkeit für einen Nebenjob. Meist ein Teilzeit-Hauptjob und ein Nebenjob.
- Seit 2003 ist die Zahl der Nebenjobber massiv gestiegen. Meist als Kombination von versicherungspflichtigem Hauptjob und Minijob.
- Für die Verbesserung der Arbeitsmarktintegration und der Alterssicherung wäre eine Entlastung niedriger Verdienste im Hauptjob zielgenauer und wirkungsvoller als die derzeitige Begünstigung der Nebenjobs.
Der Einkommensunterschied zwischen Nur-Hauptjobbern und Haupt- und Nebenjobbern im Hauptberuf liegt bei 570 Euro pro Monat. Das sei nur zu einem geringen Teil auf die unterschiedliche Wochenzahl zurückzuführen. Weitaus wichtiger sei, daß die Hauptjobber mit Nebenjob meist in Berufen tätig sind, in denen wenig verdient wird.
Ein Drittel der Nebenjobber übt im Nebenjob denselben Job aus wie im Hauptjob.
Im PDF ist von zwei Typen von Nebenjobbern die Rede. Die einen machen den Nebenjob wegen dem Geld. Bei den anderen geht es um Spaß, um Prestige, da spricht die Studie vom Portfoliomotiv.
Es wird darauf hingewiesen, daß durch die Befreiung von Steuern und Abgaben für Minijobs auch die Arbeitgeber profitieren. Denn diese vereinbaren geringere Stundenlöhne.
> Deshalb ist ein Minijob als Nebenjob für beide Seiten besonders attraktiv.
Der Einkommensunterschied von 570 Euro zwischen Nur-Hauptjobbern und Haupt- und Nebenjobbern reduziert sich auf etwa 500 Euro / Monat, wenn die unterschiedliche Wochenzahl herausgerechnet wird. Sprich: Der größte Anteil steckt im unterschiedlichen Verdienst (PDF Seite 5).
> Im Vergleich zu den 10 Prozent Bestverdienern gehen die 10 Prozent Geringstverdiener mit einer um fast 13 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit einem Nebenjob nach.
Die Wahrscheinlichkeit der untersten 10 Prozent beim Einkommen liegt bei etwa 15 % Vollzeit- und 17 % Teilzeit-Job. In der benachbarten Gruppe der 10 - 20 Prozent Einkomen halbiert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Minijob dagegen und liegt nur noch bei ~8 % Vollzeit- und knapp 10 % für Teilzeit-Jobs (Abbildung 3, PDF Seite 4).
Einer der letzten Sätze aus dem PDF skizziert die Alternative:
> Im Kern geht es darum, dass sozialversicherungspflichtige Hauptbeschäftigungen auch bei geringen Brutto-Einkommen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber attraktiver werden. Letztlich führt dies auch dazu, dass mehr solcher Jobs mit einer größeren Stundenzahl entstehen. In der Summe verliert damit das Motiv, aus Beschränkungen der Arbeitszeit (und dadurch des Einkommens) heraus einen Nebenjob aufzunehmen, an Bedeutung. Auch geringfügige Hauptbeschäftigungen könnten mit der vorgeschlagenen Entlastung eher in sozialversicherungspflichtige umgewandelt werden.
So sind die derzeitigen Minijob-Regelungen (mit der Beschränkung auf maximal 450 Euro pro Monat) wie eine gläserne Decke. Leute haben einen schlechten Job in Teilzeit und suchen sich dazu einen Minijob. Anstatt daß es Anreize gäbe, die Hauptjobs aufzustocken und besser zu bezahlen.