Essential Startup Advice - Hinweise für Startups vom YCombinator - Startups sterben am Suizid, sie werden nicht ermordet - lieber 10 gute Kunden als 1000 Solala-Kunden
YC’s Essential Startup Advice
blog.ycombinator.comA lot of the advice we give startups is tactical; meant to be helpful on a day to day or week to week basis. But some advice is more fundamental. We’ve collected here what we at YC consider the most important, most transformative advice for startups. Whether common sense or counter-intuitive, the ...
Was ist wichtig, wirklich wichtig? Wenn man überlegt, zu gründen? Und wenn man damit anfängt und irgendwann natürlich einmal Erfolg haben möchte?
Y Combinator ist eines der wichtigsten US-Unternehmen im Silicon Valley, das Gründer mit Hinweisen, einem Netzwerk und Risikokapital versorgt. Reddit, Airbnb, Justin.tv, Dropbox und Disqus sind einige der früh geförderten Unternehmen.
Im Blog von Y Combinator gibt es einen interessanten Artikel mit einigen eher langfristig gedachten Hinweisen.
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YC’s Essential Startup Advice
https://blog.ycombinator.com/ycs-essential-startup-advice/
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Viele der Ratschläge seien eher kurzzeitbezogen, mit einem Zeithorizont von wenigen Tagen oder Wochen. Anders die in dem Blogbeitrag vorgestellten Punkte.
> We’ve collected here what we at YC consider the most important, most transformative advice for startups.
Da geht es um grundsätzliche Dinge.
1. Früh launchen. Warum? Das sei die einzigste Möglichkeit, schnell mit Kunden ins Gespräch zu kommen. Um so zu erfahren, was diese tatsächlich benötigen.
> Surprisingly, launching a mediocre product as soon as possible, and then talking to customers and iterating, is much better than waiting to build the “perfect” product.
Lieber schnell mit einem mittelmäßigen Produkt starten, dann mit Kunden sprechen und das iterieren. Das ist deutlich besser als ein "perfektes Produkt" zu entwickeln. Und dann feststellen zu müssen: Braucht niemand, interessiert niemanden.
2. Do Things That Don’t Scale: Das ist ein extrem spannender Punkt. Man soll als Gründer Dinge tun, die nicht skalieren. Ganz im Gegensatz zu der Position, möglichst schnell und frühzeitig zu skalieren.
Warum? Skalierung bedeutet neue Herausforderungen. Die Prozesse müssen stimmen, technische Unterstützung ist notwendig. Das endet oft mit dem Tod des Startups. Stattdessen:
> Rather, we tell startups to get their first customer by any means necessary, even by manual work that couldn’t be managed for more than ten, much less 100 or 1000 customers.
"Manuelle Arbeit", die zu ersten Kunden führt. Das läßt sich nicht skalieren, das geht bei 10 oder 50 Kunden, aber bei sehr viel mehr wird das schwieriger. Stattdessen mit diesen Kunden ins Gespräch kommen, um zu kapieren, was diese wirklich brauchen.
Ein Beispiel: Airbnb wollte zunächst professionelle Photos der Unterkünfte machen, um die Vermietung zu vereinfachen. Die Photos machten sie schließlich selbst vor Ort. Und kamen dadurch mit Kunden ins Gespräch.
Paul Buchheit, einer der YC-Partner, hält eine 90/10-Strategie für entscheidend.
> That is, look for a way in which you can accomplish 90% of what you want with only 10% of the work/effort/time.
Mit 10 % Aufwand 90 % dessen erreichen, was man haben möchte. Eine 90%-Lösung für Kunden sei immer besser als eine 100%-Lösung mit exorbitantem Aufwand, die Jahre braucht, bis sie fertig ist.
3. Wenn Unternehmen wachsen, gibt es Tonnen von Ablenkungen. Gespräche, Konferenzen, Meetings. Da kann man sich verlieren. Stattdessen:
> We always remind founders not to lose sight that the most important tasks for an early stage company are to write code and talk to users.
Code schreiben und mit Nutzern sprechen. Oder:
> you must launch something, talk to your users to see if it serves their needs, and then take their feedback and iterate. These tasks should occupy almost all of your time/focus
Große Unternehmen machen das ständig. Wenn es darum geht, zwischen verschiedenen Fortsetzungen zu wählen: Lieber die anspruchsvollere Variante wählen.
4. Dann wird es extrem interessant: Nicht nur Kunden wählen einen Dienstleister, ein Startup. Auch das Startup wählt Kunden. Es sei besser, wenige Kunden zu haben, die wirklich gute Kunden seien. Als viele Kunden, die "Solala-Kunden" sind.
> In other words, recruiting 10 customers who have a burning problem is much better than 1000 customers who have a passing annoyance.
10 Kunden mit einem brennenden Problem, das das Startup löst, ist besser als 1000 Kunden mit einer flüchtigen Belästigung. Ich lese so etwas immer wieder: Startups, die sich ihrer "vielen und großen Kunden" rühmen. Und ein paar Jahre später wird das Startup dichtgemacht. Weil die Dienstleistung zu austauschbar, der Nutzen für die Kunden zu gering war. Und solche "10 Kunden" sind nicht unbedingt ein Milliardenstartup. Aber sie können die Keimzelle für ein sinnvolles und sinnstiftendes Unternehmen sein.
Und man müsse den Mut haben, Kunden zu feuern:
> It is easy to make mistakes when choosing your customers so sometimes it’s also critical for startups to fire their customers
Manche Kunden bringen einen nicht weiter. Sie bringen kein Geld und man lernt nichts von ihnen. Da ist es besser, wenn diese Kunden wieder gehen.
Wachstum steht erst dann an, wenn man ein wirklich marktfähiges Produkt hat. Und wenn das Geschäft unprofitabel ist, ist Wachstum eher ein Desaster:
> it never makes sense to take 80 cents from a customer and then hand them a dollar back
5. Weniger tun kann oft besser sein als immer mehr tun:
> Startup founders’ intuition will always be to do more whereas usually the best strategy is almost always to do less, really well.
Ein typischer Fehler seien Startups, die große Deals mit großen Unternehmen machen. Und die sich dadurch eine eigene Aufwertung versprechen. Aber:
> However, deals between large companies and tiny startups seldom end well for the startup. They take too long, cost too much, and often fail completely.
Die Startups würden bei solchen Geschichten meist den Kürzeren ziehen. Das dauert zu lange, kostet zu viel - und scheitert oft völlig. Das Problem der ausufernden Featureitis:
> When your early stage product isn’t working it’s often tempting to immediately build new features in order to solve every problem the customer seems to have instead of talking to the customer and focusing only on the most acute problem they have.
Wenn das Produkt nicht funktioniert, gäbe es oft die Tendenz, alle möglichen neuen Features einzubauen, die sich einzelne Kunden wünschen. Anstatt daß das Startup mit den Kunden redet und sich auf die wirklich akuten Dinge konzentriert.
6. Startups seien eigentlich immer "badly broken".
> Your job as a founder will often seem to be continuously righting a capsized ship. This is normal.
Der Job als Gründer sei es, kontinuierlich das gekenterte Schiff wieder aufzurichten. Das sei normal. Da dürfte es auch vielen Gründern an Durchhaltevermögen fehlen.
7. Konkurrenten? Wer sich zu sehr mit Konkurrenten beschäftigt, verplempert nur seine Zeit.
> We like to say that startup companies always die of suicide not murder.
Startups sterben am Suizid, sie werden nicht ermordet. Mich wundert das immer mal wieder, wenn Startups über die Gründe ihres Scheiterns berichten. Konkurrenten sind eine wunderbare Ausrede.
8. Finanzierung: Geld solle man möglichst schnell einsammeln - und dann zurück zur Arbeit. Eine Bewertung ist kein geschäftlicher Erfolg. Und wer Fremdkapital nutzt: Das Geld ist nicht das Geld der Gründer. Gründer haben eine Treuepflicht und eine "ethical/moral duty", das Geld nur für die verbesserten Aussichten des Unternehmens einzusetzen.
9. Schließlich: Gründer brauchen Pausen, sollten Zeit mit Freunden und Familie verbringen, sollten genügend schlafen. Die Kommunikation zwischen den Gründern sei ein Schlüssel, daran würden viele Startups scheitern.
Der Schlußsatz:
> In fact, it turns out that one of the best things you can do to make your startup successful, in fact, to be successful in life, is to simply be nice
Mit einem Verweis auf einen Artikel, der da lautet: Mean People Fail - http://www.paulgraham.com/mean.html - gemeine Personen scheitern.
Am Ende folgen nochmals diverse der genannten Punkte als Auflistung.
Der Text unterscheidet sich wohltuend von vielem, was man sonst so zu diesem Thema liest. Ein Satz wie
> Avoid conferences unless they are the best way to get customers
widerspricht völlig dem Verhalten vieler Gründer, die mehr auf Konferenzen ihr tolles Produkt vorstellen als sich um ihre Kunden zu kümmern.
Der Beitrag enthält diverse Links zu weiteren Artikeln von YCombinator-Partnern. Diese führen einzelne Punkte genauer aus.
Diverse der Punkte kenne ich von meiner eigenen Dienstleistung Server-Daten. Wo es auch ein paar Mal wichtig war, Interessenten bzw. Kunden wieder ziehen zu lassen. Und wo es immer wieder wichtig ist, die Dienstleistung strukturell weiterzuentwickeln. Auch wenn damit andere Dinge wie ein "heftiges Wachstum" noch eher zu kurz kommen.