Solo-selbständige IT-Freelancer - überdurchschnittlich hohe Einnahmen - fast 4700 Euro netto - im Schnitt 83 Euro pro Stunde - meist hinreichende Vorsorge für das Alter - Allensbach-Studie

22.02.2018 23:54:19, Jürgen Auer, keine Kommentare

Um die Gruppe der IT-Freelancer mögen sich so manche Mythen ranken. Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Allianz für selbständige Wissensarbeit (ADESW) hat etwa 1500 IT-Freelancer befragt. Es gab ausdrücklich eine Beschränkung auf Solo-Selbständige, also Selbständige ohne eigene Mitarbeiter.

Mit einigen durchaus interessanten Ergebnissen.
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Solo-selbständige IT-Freelancer: Einkommenssituation und Altersvorsorge

https://www.freelancer-studie.de/

Die Studie als PDF: ADESW-Allensbach-Studie (68 Seiten, PDF):

https://www.freelancer-studie.de/dist/pdf/ADESW_Allensbach-Studie_Online-PDF_180212.pdf

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Die wesentlichen Ergebnisse (die vier Grafiken zum Durchklicken):

- Nur für 11 Prozent war die Gründung eine Notlösung. Für 75 % (Mehrfachangaben möglich) war der Wunsch nach Unabhängigkeit zentral, für 63 % die gewollte berufliche Weiterentwicklung. Für 59 % war es finanziell lukrativ, 47 % wollten eine abwechslungsreiche Tätigkeit. 42 % wollten flexible Arbeitszeiten, 35 % hatten nach einer neuen Herausforderung gesucht. Weit abgeschlagen folgen die 11 %, für die das eine Notlösung war.

- Das Nettoeinkommen, also der Umsatz abzüglich Betriebskosten, Umsatzsteuer, Versicherungen inklusive Krankenversicherung, Rentenversicherung und Steuern liegt bei etwa 4.700 Euro pro Monat. Abhängig Beschäftigte kommen auf etwa 2.550 Euro. Das Einkommen liegt also deutlich höher. Dabei kommen 11 % auf 8.000 Euro und mehr, auf unter 1000 Euro kommen 3 %, zwischen 1000 und 1.999 verdienen 8 %, zwischen 2000 und 2.999 verdienen 14 %. Damit verdienen 3 + 8 + 14 = 25 % bis zu 3000 Euro netto / Monat, 75 % liegen über diesem Durchschnittswert.

- In bezug auf die Altersabsicherung sind 49 % der Meinung, daß sie genügend Geld zur Verfügung haben werden und sich keine Sorgen machen müssen. 41 % meinen, daß sie auskommen werden, aber sparsam sein müssen. 10 % sind der Meinung, daß das Geld knapp werden wird. Bei den 40- bis 59-Jährigen Vollzeitberufstätigen sehen die Zahlen deutlich negativer aus. Da sind nur 27 % der Meinung, daß das Alter sorglos wird. 55 % rechnet mit einem eigenen Auskommen + Sparsamkeit. 14 % gehen davon aus, daß es knapp werden wird.

- Bei der Vorsorge haben Solo-IT-Selbständige zum einen Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung erworben. Oft in Form vorheriger Zahlungen als Angestellte. 2/3 nutzen mindestens eine der vier privaten Vorsorgen Rürüp-Rente, Riester-Rente, private Rentenversicherung oder eine betriebliche Altersvorsorge.

Das PDF enthält weitere interessante Details.

So werden 86 Euro brutto pro Stunde verdient, der Medianwert liegt bei 80 Euro. Im Schnitt gibt es 190 Arbeitstage (Medianwert 200). Der durchschnittliche Jahresumsatz liegt bei 120.000 Euro brutto. Interessant ist, daß selbst die untersten 10 % 64.000 Euro als Spitzenwert verdienen. Etwa die Hälfte hat ein Vermögen von mindestens 200.000 Euro, etwa 1/5 hat sogar 500.000 Euro und mehr. Kein Vermögen haben 8 %, 6 % haben maximal 20.000 Euro.

Irgendwie für das Alter vorgesorgt haben 97 %. Eine hinreichende Vorsorge dürfte bei 82 % vorliegen.

Blättert man in den Details herum, finden sich weitere interessante Punkte. So waren nur 15 % der Befragten jünger als 40 Jahre. 40-49 Jahre waren 38 % alt, 37 % lagen zwischen 50 und 59 Jahren, 12 % waren 60 und älter. 92 % waren männlich, nur 8 % weiblich. 73 % haben einen Studienabschluß.

Etwa die Hälfte betrachtet die eigene wirtschaftliche Situation als sehr gut, 40 % als gut. Nur 2 % sprechen von einer schlechten bzw. sehr schlechten Situation.

Es gibt zwar 4 %, die mit ihrem Einkommen eher unzufrieden sind, 1 % ist sehr unzufrieden. Aber diese verfügen zu 52 % auch über andere Einnahmen: Andere selbständige Tätigkeiten, Vermietung und Verpachtung sowie aus Kapitalerträgen. Ferner haben 9 % aus dieser Gruppe noch eine sozialversicherungspflichtige Anstellung (Seite 21).

Insgesamt 58 % haben 200 und mehr Arbeitstage im Jahr gearbeitet, 25 % lagen bei 150 - 199 Tagen, 10 % bei 100 - 149 Tagen, 7 % hatten weniger als 100 Tage.

Die zukünftige Auftragslage wird von 39 % als sehr gut, von 49 % als gut und von 7 % als weniger gut eingeschätzt. Nur 2 % meinten "gar nicht gut", 3 % antworteten mit "schwer zu sagen".

Hoch ist der Anteil der Immobilienbesitzer, das sind insgesamt 69 %. 58 % nutzen die Immobilie selbst, 34 % haben vermietete Immobilien. Das Nettogesamtvermögen wird von der Hälfte auf 200.000 und höher geschätzt.

Wenn man das mit den üblichen Daten sonstiger Solo-Selbständiger betrachtet, dann dürfte die Gruppe der Solo-selbständigen IT-Freelancern die so ziemlich am besten bezahlte Gruppe der Solo-Selbständigen sein. So daß man sich um diese Gruppe eher weniger Sorgen machen sollte. Da gibt es andere Gruppen von Berufstätigen, die weitaus wackeliger aufgestellt sind. Insbesondere jene, die sich mit Mini- und Midijobs plus Hartz-IV durchhangeln und weit davon entfernt sind, sich in der gesetzlichen Rentenversicherung ernsthafte Ansprüche zu erarbeiten.

Aus anderen Studien kenne ich Zahlen, nach denen Solo-Selbständige in ihrer Gesamtheit weniger verdienen als Selbständige mit Mitarbeitern. Letztere verdienen aber immer noch weniger als die hier ermittelten etwa 4.700 Euro netto / Monat. Bei Selbständigen mit Mitarbeitern stellt sich auch viel eher die Frage nach einer Kapitalgesellschaft, für die Kapital angespart werden muß. Mit der Wirkung, daß das Geschäftsführergehalt womöglich nicht so hoch ist, weil das Geld lieber im Unternehmen arbeiten soll.

Solo-Selbständige IT-Freelancer, die mindestens 10 Jahre lang so bei teils großen Konzernen hohe Stundenumsätze erwirtschaften und gut ausgelastet sind, müssen dafür keine Vorsorge treffen.

 

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