Station of Being - Interactive arctic Bus Stop in Umeå - interaktive Bushaltestelle in Schweden weist mit Licht und Geräuschen auf nächsten Bus hin

12.12.2019 23:25:08, Jürgen Auer, keine Kommentare

Manche Dinge sehen an vielen Stellen in der Welt identisch aus. Etwa Bushaltestellen. Einerseits sollen diese Schutz vor dem Wetter bieten.

Andererseits gibt es Sitzgelegenheiten. Die allerdings häufig nicht genutzt werden. Was zu der interessanten Frage führt: Warum eigentlich setzt sich kaum jemand dort hin?

In Schweden haben das Architecture Studio Rombout Frieling Lab und Forschungsinstitute die "Station of Being" entworfen und einen Prototypen dazu in der Stadt Umeå aufgebaut. Die Bushaltestelle hat einige interessante Merkmale.
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Station of Being is an interactive Arctic bus stop

https://www.dezeen.com/2019/12/11/rombout-frieling-lab-arctic-bus-stop-umea-sweden/

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Mit Licht und Geräuschen werden die Wartenden darauf hingewiesen, daß in Kürze ein Bus kommt. Je nach Ziel des Busses ändert sich das Licht und das Geräusch. Die Idee dabei: Die Wartenden sollen sich nicht ständig damit beschäftigen, nach dem Bus Ausschau halten zu müssen.

Rombout Frieling, der Gründer des Studios Rombout Frieling Lab in Eindhoven:

> "Waiting for the bus can be an annoying experience,"
> "You have to continuously be on the lookout in order to ensure you do not miss the bus."

Das Warten auf einen Bus könne eine lästige Erfahrung sein. Man müsse ständig aufpassen, damit man den Bus nicht verpaßt. Stattdessen hält hier die Station Ausschau nach dem Bus - und informiert die Wartenden.

Diese hätten so 'time for just being', Zeit, um einfach zu sein. Das sei ein Bedürfnis der Leute gewesen, die im nahegelegenen Wissenschaftspark arbeiten.

Die Station wurde von der Stadt Umeå als Prototyp in Auftrag gegeben und im Rahmen des EU-Arktisforums am Jahresanfang eröffnet.

Produziert das Dach bsp. Glasklänge, fährt der nächste Bus zur dort bekannten Glasfabrik.

Interessant ist ein zweites Konzept: Es gibt keine Sitzplätze. Das Dach steht auf vier hinreichend massiven Stelzen, an der Decke sind diverse Lampen befestigt. Von der Decke hängen diverse Holzhülsen, die sich drehen lassen.

Die Beobachtung des Rombout Frieling Lab: Leute würden es bevorzugen, zu stehen, anstatt sich hinzusetzen. Die rotierenden Kapseln schützen die Leute vor Wind und bieten bei Bedarf eine gewisse Privatsphäre.

> "In this work we found, for instance, that one of the reasons why people prefer their car above the bus, is the need for privacy and the need to zone off,"

Bei den vorbereitenden Untersuchungen fanden wir heraus, daß ein Grund, weshalb Leute lieber mit dem eigenen Auto anstatt mit dem Bus fahren, das Bedürfnis nach Privatsphäre sei.

Das sei einer der Gründe, weshalb sie diese Holzkapseln erfunden haben. Die Nutzer können sich in ihre Kapsel hineinlehnen und haben ihre Ruhe. Oder sie drehen mehrere Kapseln zueinander, so daß sich eine Gruppe von Leuten unterhalten kann.

Hergestellt ist die Busstation aus lokalem Holz. Die Kapseln können wohl irgendwie so gedreht werden, daß bei heftigem Schneefall sogar ein Schneepflug dort räumen kann.

Interessant ist die Beobachtung nach der Eröffnung: Die Nutzung stieg um 35 %. Fahrgäste nahmen sich Zeit, die Bushaltestelle kennenzulernen und sich dort zu entspannen.

> "We have seen people meditating, people hugging in pods together and people explicitly choosing to miss their bus and stay a bit longer,"

Leute meditierten, umarmten sich in den Kapseln oder ließen Busse aus, um etwas länger dort zu verweilen.

Die Station wurde zwar speziell für die arktische Gegend entworfen. Aber Frieling glaubt, daß die Station für den Einsatz in unterschiedlichsten Gegenden angepaßt werden könnte. Die Bedürfnisse von Wartenden seien universell.

Mir scheinen beide Konzepte - Licht und Klang, um auf den kommenden Bus hinzuweisen sowie das Konzept der Holzkapseln - sehr interessant zu sein. Die Schutzwirkung der Berliner Bus- und Straßenbahnhaltestellen bei hinreichend scharfem Wind und Regen ist jedenfalls bescheiden.

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