Bamboo to build earthquake-resistant housing in Indonesia - statt schlechter Beton-Kopie lieber ein erdbebensicheres Haus aus Bambus - Ramboll entwickelt Prototyp in Lombok - Indonesien

02.01.2020 23:51:29, Jürgen Auer, keine Kommentare

In Lombok in Indonesien hatte es 2018 erst am 29.07.2018 ein kleineres Erdbeben gegeben. Am 05.08.2018 folgte ein stärkeres Erdbeben, bei dem es etwa 480 Tote gab. Hinzu kam, daß mindestens 80 % der Bauwerke in Nord-Lombok beschädigt wurden. Insgesamt etwa 70.000 Häuser.

Warum waren die Auswirkungen so heftig? Unter anderem deshalb, weil sich Leute in Indonesien den Westen als "falsches Vorbild" genommen hatten. Mauer- und Betonhäuser wurden ohne die richtige Bewehrung gebaut und waren deshalb Erdbeben nicht gewachsen.

Das ist die Einschätzung von Mitarbeitern von Ramboll, einem Tiefbauunternehmen. Es hat zusammen mit der lokalen Wohltätigkeitsorganisation Grenzeloos Milieu und dem University College London (UCL) eine Alternative in Form von Bambushäusern entwickelt.

Gebaut wurden - teils unter Anleitung lokaler, unerfahrener Leute - drei Prototypen, die als "template houses" dienen.
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Ramboll uses bamboo to build earthquake-resistant housing in Indonesia

https://www.dezeen.com/2019/12/31/bamboo-template-houses-ramboll-earthquake-indonesia/

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Ziel des Projektes ist es, Einheimischen eine lokale und bessere Alternative anstelle schlechter Kopien anzubieten. Häuser, die erdbebensicher, aus lokalen Materialien und erschwinglich sind. Die Aussage ist drastisch:

> The company hopes to encourage a move away from esoteric construction methods like concrete and brickwork that can require detailed knowledge.

Das Unternehmen hofft, daß es eine Abkehr von esoterischen Konstruktionsmethoden wie Beton und Backstein gibt, die detaillierte Kenntnisse erfordern.

Marcin Dawydzik, Tragwerksplaner bei Ramboll:

> "People in Lombok often look to the west and big cities striving to build large concrete houses. Unfortunately, only very few can afford it and even less can afford a proper design,"

Leute sehen in den Westen, die dortigen großen Häuser, sehen große Betonhäuser. Allerdings können sich nur wenige solche Bauten leisten und noch weniger können sie es sich leisten, ein brauchbares Design zu entwickeln.

Die Konsequenz: Ein Desaster.

> "As a result, majority of the houses are a mixture of concrete and brick, or timber and concrete, none of which are sufficiently reinforced and have resulted in over 300,000 collapses and almost half a million people without a roof over their head,"

Viele der Gebäude seien ein Mix aus Beton und Ziegeln oder aus Holz und Beton, kaum ausreichend bewehrt. Mit der Folge von über 300.000 Zusammenbrüchen und etwa einer halben Million Personen ohne Dach über dem Kopf.

Diese "template houses" sind das Ergebnis eines Besuchs eines Ramboll-Teams in Lombok nach der Serie von Erdbeben. Auf das Beben vom 05.08.2018 folgten noch diverse Nachbeben. "Hastig und schlecht gebaute Betonhäuser" als eine wesentliche Ursache der großen Schäden.

Grenzeloos Milieu setzt dagegen auf Bambus als größerer "Bambus-Kreislaufwirtschaft". Einheimische werden gelehrt, wie sie Bambus anbauen und nutzen können.

Die Häuser bestehen aus kleinen Strukturen, die auf gekreuzten Bambussäulen stehen. Oben gibt es zwei Schlafräume. Die Wände bestehen aus gewebten Bambuselementen oder aus kleinen Bambusstangen. Das Erdgeschoss ist offen und bietet Platz für Geräte, Motorräder und ähnliches. Das Dach wurde aus lokalem, recycelten Tetrapack in Form von Wellpappen hergestellt. Das ist leicht und sorgt durch die Reflexion dafür, daß es drunter nicht zu warm wird.

Bambus wurde ausgewählt, weil das überall in Indonesien wächst und weil Bambus bereits nach fünf Jahren die volle Belastbarkeit erreicht. Ein dort idealer Rohstoff.

Der Entwurf soll nun verfeinert und weiterentwickelt werden. Inklusive Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

Bei Ramboll

Bamboo – a sustainable solution to Lombok’s housing needs

https://ramboll.com/projects/ruk/lombok_bamboo_housing

gibt es zwei interessante Photos: Das obere Photo zeigt ein wohl schon älteres Haus, das dieselbe Grundstruktur hat, aber deutlich größer ist. Oben dürfte es vier Räume geben, die über eine Art kleine Veranda zugänglich sind. Das Dach ist mit Pflanzenfasern gedeckt. Und die Feststellung:

> Bamboo structure unaffected by earthquake

Das Haus hat die Erdbeben gut überstanden.

Dagegen Häuser, die aus einem Mix aus Beton und Ziegeln gebaut worden waren. Größtenteils zerstört. Die Einsicht bei Grenzeloos Milieu: Dieselben Fehler sollten nicht wiederholt werden.

Marcin Dawydzik:

> “This was not an unusually powerful earthquake for the region, but lack of reinforcement in the buildings meant the damage, and consequential loss of life, was far greater than it should have been. What I found even more disturbing was that communities had already started rebuilding with the same absence of structural integrity that had existed in the destroyed buildings!”

Es sei kein besonders starkes Erdbeben für die Region gewesen. Aber der Mangel an Erfahrung verschlimmerte die Wirkung, viel mehr, als eigentlich nötig gewesen wäre. Besonders verstörend fand er, daß Gemeinden bereits damit begonnen hatten, Gebäude mit denselben Mängeln erneut zu errichten.

Früher waren dort Bambusbauten weit verbreitet. Nun waren das hauptsächlich Gebäude für Touristen. Die Bürogebäude von Grenzeloos Milieu, ebenfalls aus Bambus, hatten ebenfalls kaum Schäden. Stattdessen gab es viele Beton- und Backsteinbauten für die Bevölkerung.

Unter

BAMBOO HOUSING FOR LOMBOK

https://blog.ramboll.com/bhfl/

gibt es einen Blog zu den neuen "alten" Bambushäusern in Lombok.

 

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